In diesem Beitrag erkläre ich euch, wie ohne großes Vorwissen professionelle und authentische Portraits entstehen.

Von großer Bedeutung ist zunächst einmal das richtige Equipment. Neben einer guten Kamera braucht es vor allem lichtstarke Portraitobjektive, denn jede Kamera ist maximal so gut, wie das verwendete Objektiv.

Bei der Wahl sollte man darauf achten, dass dieses für Portraitshootings eine Brennweite von mindestens 50 mm aufweist. Kürze Brennweiten führen zwangsläufig zu Verzerrungen. Bei höheren Brennweiten (z.B. 85 -130 mm) rückt das Motiv stärker in der Vordergrund und der Hintergrund wird automatisch etwas unschärfer. Tipp: Je nach Hersteller, weisen die Objektive unterschiedliche Bokehs, d.h. unterschiedlich wirkende Unschärfebereiche, auf.
Ausschlaggebend für ein gutes Bild sind neben der Wahl des richtigen Objektivs auch die Einstellung an der Kamera – vor allem die der Blende. Dabei gilt: Je niedriger die Blendenzahl, desto unschärfer wirkt der Hintergrund und desto schöner ist das Bokeh. Es kann jedoch passieren, dass hierbei auch das Motiv unscharf wird. Wer also mit einer Blende von 1.8 oder weniger arbeitet, sollte darauf achten, dass der Schärfepunkt auf den Augen und nicht etwa auf der Nasenspitze liegt, da man sonst Gefahr läuft, dass das restliche Gesicht unscharf erscheint. Sollen statt einer, mehrere Personen auf dem Bild zu sehen sein, so muss die Blendenzahl ebenfalls um ein bis drei Blendenstufen nach oben korrigiert werden, da sich vermutlich nicht alle Personen in genau dem gleichem Abstand zur Kamera befinden (je mehr Personen, desto größer die Blendenzahl). Hat man sich einmal auf eine entsprechende Einstellung festgelegt, so stellt man die anderen Parameter (ISO, Belichtungszeit) ein. Diese richten sich in diesem Fall nach der Blende. Findet das Shooting draußen bei Tageslicht statt, so reicht ein ISO-Wert von 100-200 vollkommen aus. Sind die Lichtverhältnisse weniger gut, geht man mit der ISO nach oben. Der Nachteil hoher ISO-Werte ist ein Bildrauschen, sodass man eher eine künstliche Lichtquelle installieren wird, als mit zu hohen ISO-Werten zu arbeiten. Eine weitere, wichtige Einstellung ist schließlich die Belichtungszeit. Zusammen mit der Blendenzahl bestimmt sie die auf das Medium einfallende Lichtmenge. Je nach Helligkeit beleichtet man kürzer oder länger. Dabei gilt: Die Belichtungszeit sollte maximal dem Kehrwert der Brennweite entsprechen. Bei einer Brennweite von 50 mm bedeutet dies, dass die Belichtungszeit nicht länger als 1/50 sein sollte. Alles darunter, also z.B. 1/250 ist in Ordnung. Nur bei entsprechend kürzerer Belichtung wird eine Aufnahme aus der Hand, also ohne Stativ, auch scharf.

Viele Fotografen schießen übrigens Unmengen an Bildern, ganz nach dem Motto: Es wird schon ein gutes dabei sein. Zu empfehlen ist dieses Taktik jedoch nicht, da das Modell hier auf eine unnötige Geduldsprobe gestellt wird. Das Shooting bleibt in besserer Erinnerung, wenn derjenige, der portraitiert wird, nicht durch ein Dauerklicken verunsichert wird. Besser ist es, sich vor dem Shooting bereits Gedanken über mögliche Motive zu machen (Tipp: Ein guter Fotograf lässt sich nicht vom Ergebnis überraschen, sondern weiß bereits vorher, wie das Bild später aussehen soll)
Nach dem Shooting stellt sich dann meist die Frage, wie viele Bilder man dem Kunden zukommen lassen soll. Hierbei gilt: Die Anzahl ist weit weniger wichtig als die Qualität. Man gibt deshalb nur die Bilder heraus, von denen man zu 100% überzeugt ist. Denn ist man selbst begeistert, so ist es meist auch der Kunde!